Eine leichtsinnig geplante Sanierung auf Grundlage der „Tipps“ eines befreundeten Maurermeisters haben einen Mandanten viel Geld und Nerven gekostet. Der nachstehende Fall hat sich vor kurzem in Friedberg bei Augsburg ereignet. Den Besitzern eines älteren Reihenhauses wurde der Wohnraum zu klein – was liegt also näher, als den Keller auszubauen!
Der Plan für die Einrichtung eines Wellnes-und Fitnessraums im Keller geisterte schon lange durch die Köpfe der Bauherrin. Als die Idee konkrete Formen annahm und ein paar tausend Euro zur Seite gelegt waren, wurde mit dem Ausbau begonnen. Eine Zwischenwand wurde abgebrochen und die Waschmaschine unter die Treppe verbannt. Die Wände wurden frisch verputz und ein neuer Trockenestrich eingebaut. Vorher wurde in die alte Bodenplatte eine 25cm breite und ca. 15cm tiefe Aussparung mit einer Länge von 2m gebrochen, um den Bodengully zum neuen Standplatz der Waschmaschine verlegen zu können. Damit nahm das Unglück seinen Anfang!
Zum Zeitpunkt der Umbauten war es relativ niederschlagsarm und alles schien in Ordnung zu sein.
Doch als die Bauherrin nach einem regnerischen Tag in den Keller kam, war das ganze Ausmaß des Schadens erkennbar! Hang- und Schichtenwasser hat sich im bindigen Baugrund unter dem Haus einen Weg gesucht und ist durch den zubetonierten Schacht der neuen Gullyleitung nach oben gedrungen.
Aus einem im Keller gebrochenen Loch dringt Grundwasser- für jeden Bauherrn der blanke Horror! Wie bekommt man einen solchen, artesischen Brunnen wieder dicht?
Der Estrich musste wieder ausgebaut, die Rohrleitung wieder freigebrochen und erweitert werden.
Da die alte, nicht armierte Bodenplatte nur eine Dicke von ca. 12-15cm aufwies, war nun der Blick auf den Baugrund frei! Der Wasserstand schwankte in Abhängigkeit von den Niederschlägen zwischen 3 und 20cm und bei Starkregen wurde das Volllaufen des Kellers nur durch das Ablaufen des Wassers in den vorhandenen Bodengully verhindert.
Jetzt war guter Rat teuer! Als die Bauherrn mit der Bitte um Hilfe an unser Sachverständigenbüro herantraten, war klar, dass die Abdichtung des Bereichs mit erheblichem Aufwand und handwerklichem Know-how verbunden war. Hier war nicht nur eine Schadensdiagnose, sondern auch das Ausarbeiten eines Sanierungskonzeptes und eine kompetente Bauüberwachung gefordert.
Da die Flanken der alten Bodenplatte wenig Halt boten, wurde ein Konzept entwickelt, dass die Nahtstelle zwischen dem alten Estrich und dem neuen Beton nicht als dichten Anschluss vorsieht.
In einem ersten Schritt musste ein druckhaltendes, wasserundurchlässiges Wiederlager im Baugrund unter der Aussparung erstellt werden. Dies wurde durch schrittweisen Aufbau einer ca. 5cm dicken Schicht aus Schnellstopfmörtel erreicht. Der Einsatz schnell härtender Dichtmörtel bringt bei heiklen Abdichtungsproblemen oftmals den gewünschten Erfolg!
Dieser Mörtel weist einige spezifische Eigenschaften auf, die für die Lösung solcher Abdichtungsprobleme von großer Bedeutung sind. Das Material härtet binnen 1-2 Minuten aus, kann auch unter Wasser einsetzt werden und ist quellfähig eingestellt. Dadurch spreizt sich der Mörtel förmlich in die abzudichtende Aussparung! Einziger Nachteil ist die kurze Verarbeitungszeit! Deshalb kann immer nur ein faustgroßer Mörtelknödel verarbeitet werden, was vom Verarbeiter ein gewissenhaftes Anarbeiten der Überlappungen erfordert. Bereits während dieser Arbeiten wurden in Abständen von etwa 30cm Injektionspacker in die Sperrschicht mit eingemörtelt.
Als das Wiederlager fertiggestellt war, wurden zusätzliche Injektionslöcher rund um die Aussparung angelegt und auch dort Niederdruck-Injektionspacker vom Typ110/13mm mit Kugelkopfventil montiert.
Nun konnte die eigentliche Abdichtung im Schleierinjektionsverfahren erfolgen. Dabei wurde PU-Injektionsgel mit einer speziellen 2K-Injektionspumpe der Fa. Dittmann in mehreren Injektionsgängen unter den gesamten Bereich gespritzt.
Jetzt konnte kein Wasser mehr in den Bereich der Aussparung gelangen, da der im Untergrund angelegte Gelschleier wasserundurchlässig ist und den Wasserdruck vom gefährdeten Bereich fernhält!
Vorsichtshalber wird der Bereich noch einige Wochen nicht überbaut, um im Falle von kleineren Wassereindringungen punktuell nacharbeiten zu können. Denn der Erfolg der Maßnahme kann natürlich erst nach dem nächsten „Jahrhundertregen“ geprüft werden. Stellt sich dann heraus, dass keine Leckagen mehr vorhanden sind, kann das Wellness-Programm fortgesetzt werden!